American Akita Club

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Von einem der auszog, seinen Hund beurteilen zu lassen

Meine Motivation überhaupt auszustellen war diese: Ich wollte eigentlich nur eine Beurteilung für Nanuk, wollte eben mal wissen, wie kynologisch geschulte Fachleute ihn sehen und wo er phänotypisch einzuordnen ist.

Meine Frau war total gegen die Ausstellung. Von vermeidbarem Streß und von Quälerei war da die Rede. Sie lehnte entschieden ab und es kostete mich wahre rhetorische Klimmzüge sie umzustimmen. Schließlich wollte ich sie unbedingt an meiner Seite wissen,auch Nanuk fällt alles leichter, wenn „sein Rudel“ komplett ist. Ich kaufte eine neue Hundeleine, nebst Halsband mit Würgestopp. Ich halte nichts von Halsbändern, insbesondere von Würgehalsbändern. Ich bezeichne den Hundehals als eine soziale Kommunikationszentrale. Außerdem hasse ich Gezerre am Hundehals, was nicht selten zu Nackenwirbelverletzungen führt. Deshalb trägt Nanuk in der Regel ein Brustgeschirr.

Ich ging ohne Erwartungshaltung in diese Ausstellung. Wenn Nanuk blockieren oder er die Mitarbeit verweigern sollte, würde ich sofort abbrechen, das hatte ich mir im Voraus geschworen. Ich wäre dann nicht enttäuscht gewesen und es hätte auch an meiner Liebe zu unserem Hund nichts geändert. Wir kamen also am 8.2.2003 in Northeim an. Auf dem Weg durch die Halle begrüßte Nanuk jeden Hund. Immer zu blieb er bei anderen Hunden stehen „oh hallo,ich bin der Nanuk und wer bist Du?“ Von der anderen Seite der Halle bekamen wir schon zugewunken. Dort warteten andere Akita Besitzer. Wenn Nanuk seine Begrüßungszeremonie weiter so zelebrierte würden wir für 30m Wegstrecke schätzungsweise eine halbe Stunde brauchen.

Ich nahm Nanuk schon mal das Brustgeschirr ab, um ihm das neue Ausstellungshalsband anzuziehen. Ich suchte Halsband und Leine genau passend zu seiner Pinto-Zeichnung aus. Das Dumme bei dieser Geschichte war nur, dass ich das Halsband im Durchmesser nicht gemessen hatte. Ich hatte die Größe über den Daumen gepeilt bestellt. Nanuk fand das Halsband auch doof, er sträubte sich dagegen und streifte es einfach ab. „Zu groß-Mist“ dachte ich noch. Ich musste einsehen,dass es zu gefährlich wäre Nanuk mit diesem Halsband vorzuführen. Ich wurde nervös-Eddy, unser Züchter, beruhigte mich„macht gar nichts“! „Ja“ dachte ich noch „eh alles vorbei“ mit dem doch schon sehr abgetragenen Brustgeschirr, das doch viel vom Gebäude des Hundes verdeckt würde die Beurteilung schon entsprechend ausfallen. Ich riß mich zusammen, Zwang mich zur Ruhe und erinnerte mich an den Grundgedanken meines Hierseins.

Der Aufruf „Nr.5 bitte in Ring 1“ traf mich völlig unvorbereitet. Ich schnappte mir die Hundeleine, stammelte so etwas wie„Nanuk komm mit“, schickte ein Stoßgebet zum Allmächtigen, dass Nanuk jetzt nicht zickte. Im Ring angekommen mussten wir noch etwas warten. Ich dachte nach, Super Leckerchen, farblich passende Leine, Hund .... ja ich hatte alles dabei. Ich ließ Nanuk absitzen. Er blieb auch wirklich sitzen, bis der Richter sich uns näherte. Das funktionierte längst nicht immer so gut. Der Richter erkundigte sich nach dem Namen des Hundes und nach unseren Ausstellungspapieren....... Es traf mich wie ein Stromschlag, verdammt - die Papiere - „liegen noch an unserem Platz“. So eine Blamage. Der Richter nahm’s gelassen. Er bat mich ihm den Hund zu geben und die Papiere zu holen. Beides tat ich dann auch. Nanuk schaute ganz verwundert seinem davonsprintenden Herrchen nach.

Wieder im Ring angekommen Entschuldigte ich mich bei dem netten Richter. Nun konnte das Richten endlich beginnen. Der Richter untersuchte den Hund nun. Die Art und Weise, wie er dies tat imponierte mir sehr. Der Mann arbeitete von unten nach oben, immer im Gesichtsfeld des Hundes. Ohne Hast, mit einer Ruhe und Selbstverständlichkeit, dass auch Nanuk schnell Vertrauen fasste. Ein über jeden Zweifel erhabener Hundesachverstand eben. Daß Nanuk bei der Gebisskontrolle zickt hatte ich erwartet, ich motivierte ihn sich dies doch gefallen zu lassen. Beim Laufen im Ring sah ich an unserem Hund herab, und mich traf beinahe erneut der Schlag. „Die Rute“, dachte ich. „Mist- er winkelt die Rute ab“. In diesem Moment kam auch schon vom Richter die Anmerkung, dass er dies eigentlich nicht darf. „Ja ich weiß“, dachte ich mir, der Mann hatte Recht. Die neuen „Super Leckerchen“ waren Schuld. Nanuk trägt die Rute immer in dieser „S“ Form, wenn er etwas neues, interressantes Wahrnimmt und sei es nur ein neuer Geschmack. Die Rute des Hundes ist eben ein „emotionaler Stimmungsbarometer“. Ich erklärte dies dem Richter, der uns noch eine Runde im Ring laufen ließ. Ich vermied es Nanuk bei dieser mit Leckerchen zu locken. „Oh Herr, laß ihn die Rute vorschriftsmäßig tragen“, dachte ich. Gott sei Dank, es funktionierte. Als der Richter sich dann ein umfassendes Urteil gebildet hatte und er zu uns kam, mir gratulierte und erklärte, dass er Nanuk mit „SG1“ beurteilt habe war ich sehr glücklich und vollauf zufrieden. Zum Abschluß lud er uns noch zur Endausscheidung ein.

Zu diesem Zeitpunkt war das kein Thema für mich. Ich hatte meine Beurteilung, mehr wollte ich gar nicht. Ich freute mich auch für all die anderen Akita, die allesamt mit „SG1“ und „V1“ gerichtet wurden. Wir unterhielten uns noch eine Weile sehr nett mit anderen Akitabesitzern. Danach wäre ich dann nach Hause gefahren, wenn sich nicht meine Frau dafür ausgesprochen hätte noch an der Endausscheidung teilzunehmen. Damit waren die Würfel gefallen, wir blieben! Alle die zur Endausscheidung geblieben waren stellten sich zu einem Pressefoto auf. Danach wurde es wieder Ernst.

„SG1 Rüden bitte in den Ring“ schallte es aus den Lautsprechern. Ich nahm die Sache ganz locker. Alle Bewerber liefen einige Runden imRing. Dann blieben wir auf Geheiß stehen, damit die Richter sich ein abschließendes Urteil bilden konnten. Der dritte Preis wurde vergeben, ich dachte noch „na den haben wir schon mal nicht“, freute mich wirklich für das Team und applaudierte, ebenso bei der Vergabe des zweiten Platzes. Nie, niemals hätte ich mit dem gerechnet, was dann auf uns zukam. Der Richter ging zum Tisch mit den Pokalen, nahm einen davon und sagte „der erste Platz Best in Show gehört der Nummer 1“. Dabei sah er mich und Nanuk an, kam mit dem Pokal in seiner Hand auf uns zu. Ich dachte noch„was will er den bei uns, wir haben Startnummer 5“. In diesem Moment stammelte der Mann eine Entschuldigung, bekannte sich zu einem Versprecher und berichtigte sich“Best in Show ist Nummer 5“!

Was ich in diesem Moment empfand weiß ich nicht genau;das heißt ich wusste es auch damals nicht. Ich war vollkommen überrascht, rief nur noch „Was? Wir?“ Ich nahm den Pokal und die Gratulation entgegen,hörte nicht einmal den Applaus. Ich war wie in Trance. Ich ging auf die Knie, zeigte Nanuk seinen Pokal und küsste ihn. Wobei ich vielsagende Blicke von anderen Hundebesitzern erntete. Ich nahm noch einige Glückwünsche entgegen und meine Frau machte ein Bild von Nanuk und mir im Ring. Dann gingen wir zu unserem Platz. Ich stellte den Pokal auf den Tisch und konnte es nicht fassen, „ein Irrtum“dachte ich „es kann sich nur um einen Irrtum handeln-gleich kommt jemand von der Jury und nimmt dir das Ding wieder weg“! Es kam niemand, um Anspruch auf den Pokal zu erheben. Ich war in diesem Moment der einsamste Mensch auf der Welt. Ich konnte es einfach nicht glauben.

Im Dezember dachte ich noch, als ich „Die vier Pfoten“ in den Händen hielt, Best in Show-welch eine Auszeichnung. Es ist bestimmt unglaublich schwer diese zu erringen. Nun hielt ich sie in meinen Händen-unglaublich....und ich wollte vorher nach Hause Fahren. Als mir dann nach und nach bewusst wurde, was uns da wiederfahren war kämpfte ich mit meinen Emotionen. Allem Männermachogehabe zum Trotz – ich war den Tränen nahe. Nanuk reichte es inzwischen auch, er verkroch sich unter den Tisch und wollte einfach nur noch seine Ruhe haben.

Als Nachlese zu dieser Ausstellung bleibt mir noch zu sagen, dass es für uns bei dieser Einen wohl nicht bleiben wird. Meine Frau ist nun auf den Geschmack gekommen und möchte gerne öfter ausstellen.

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